Leipzig. Entsprechend des Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts vom 10. November 2016 gilt der Wasserturm Deutzen als „ein bedeutendes Kulturdenkmal aus der Industriegeschichte der Region“ und hat Seltenheitswert. „Seine Konstruktion mit einem kugelförmigen Wasserbehälter auf der sich verjüngenden Stahlkonstruktion sei ungewöhnlich; zumindest in Sachsen seien ähnliche Wassertürme nicht bekannt.“
Die Erhaltung dieses Industrie-Kulturdenkmals sei dem Bundesunternehmen LMBV daher zumutbar, so wie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig vom 16. April 2014 bereits feststellte. In Umsetzung dessen müssen zunächst die behördlichen Abstimmungen für diesen Zeitzeugen der bergbaulichen Wasserversorgung durch den Bergbausanierer fortgeführt werden.
Um die erforderlichen Sanierungsleistungen beauftragen zu können, wurde deren Finanzierung im Rahmen der bergbaulichen Grundsanierung über das Verwaltungsabkommen Braunkohlesanierung beantragt und muss durch die Gremien der Braunkohlesanierung noch genehmigt werden. Parallel dazu ist die LMBV bestrebt, die Wasserkugel nach der Instandsetzung an einen Dritten zu übertragen.
Die Entwurfsplanung wurde am 22. Oktober 2021 von der LMBV bei den Trägern öffentlicher Belange zur Beteiligung eingereicht. Erst nach Rücklauf aller Stellungnahmen, was voraussichtlich noch mehrere Monate dauern wird, können die abgestimmten Inhalte in der Planungsunterlage ergänzt und die Genehmigungsplanung — also der Bauantrag — erstellt werden. Im Anschluss muss seitens LMBV ein „Bergrechtlicher Änderungsantrag zum Abschlussbetriebsplan zum Erhalt der Wasserkugel“ verfasst und zusammen mit der Genehmigungsplanung bei der zuständigen Genehmigungsbehörde eingereicht werden. Hierbei rechnet die LMBV aus heutiger Sicht mit einer zügigen Bearbeitung noch in diesem Jahr.
Danach folgen die weiteren Ausführungsplanungen und die Ausschreibung. Wenn alles planmäßig läuft, könnte die umzusetzende Baumaßnahme Ende 2023/Anfang 2024 beginnen. Das Projekt wird circa zwölf Monate zur baulichen Umsetzung benötigen. Im Moment liegt nur die Entwurfs- und noch keine Genehmigungsplanung vor; daher können noch keine belastbaren Angaben zu den Kosten gemacht werden.
Gemäß dem Stand der Entwurfsplanung zur Sanierung der Wasserkugel Deutzen sind derzeit vorgesehen: Demontage des Bauwerks, Instandsetzung der einzelnen Elemente, Ersatzneubau des Fundaments, Montage der Elemente unter Denkmalschutzauflagen. Nach dem Einrichten der Baustraße wird zunächst ein hoher Kran aufgestellt werden müssen, um mit der Demontage beginnen zu können. Die einzelnen Segmente — fachsprachlich Schüsse — sollen dann am Boden instandgesetzt, mit Korrosionsschutz versehen und wieder montiert werden.
Die Wasserkugel wurde zuerst 1925 in Gräfenhainichen aufgestellt und dann 1938 nach Deutzen gebracht, wo sie der Wasserversorgung des Braunkohlewerkes diente. Sie ist das letzte Element, das vom Braunkohlenwerk stehen geblieben ist und stellt zugleich eine weithin sichtbare Landmarke dar. Der etwa 60 Meter hohe Stahlgitterturm mit der 200 Kubikmeter fassenden Kugel ist inzwischen als bedeutendes Kulturdenkmal aus der Industriegeschichte der Region anerkannt. Der Hochbehälter stammt von der Firma Klönne in Dortmund und gilt als charakteristisch für die Ingenieurkunst des frühen 20. Jahrhunderts.