Unvorsichtige Paddler und leichtsinnige Camper mit Feuerwehrbooten ans Ufer begleitet
Zur Historie der gewollt ungesicherten Inseln im Bergbau-Speicherbecken Lohsa II
Im Jahr 1984, nach über drei Jahrzehnten wurde der Tagebau Lohsa stillgelegt, die beiden Förderbrücken außer Betrieb genommen und in den Tagebau Bärwalde umgesetzt. Im Jahr 1984 wurde ein großer Teil an die Nationale Volksarmee der DDR als militärisches Übungsgelände übergeben. Mit dem Ende der DDR und der NVA war diese Nutzungsoption obsolet.
Das Erfordernis der Sanierung der im Urzustand hinterlassenen Bergbaufolgelandschaft kam auf die Tagesordnung. Besondere Schwerpunkte sind dabei Maßnahmen zur Schaffung eines ausgeglichenen Wasserhaushalts, zur Herstellung der Standsicherheit der Böschungen, zur naturnahen Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft und zu deren Einbindung in das regionale Umfeld. Darüber hinaus muss die Sanierung die Voraussetzungen zur Erfüllung der künftigen wasserwirtschaftlichen Funktionen des Speichers Lohsa II schaffen.
Durch die Flutung des Restlochs des ehemaligen Tagebaus Lohsa entsteht der Wasserspeicher Lohsa II und damit ein neues landschaftliches Element im Gebiet zwischen den Städten Hoyerswerda und Weißwasser. Mit einer Wasserfläche von rund 1.081 Hektar, die in Abhängigkeit von der Einstauhöhe schwankt, wird, entwickelt sich der See zum bedeutendsten Bestandteil eines wasserwirtschaftlichen Speichersystems. Im Ergebnis der Flutung der beiden ehemaligen Tagebaue Lohsa und Dreiweibern wird der durch den Bergbau entstandene Grundwasserabsenkungstrichter in diesem Raum maßgeblich wieder aufgefüllt.
Seit 1997 wurde das Restloch des ehemaligen Tagebaus Lohsa im Probestau bei Ende 2016 geflutet. Die Beendigung der Füllung des Speicherbeckens hängt von den verfügbaren Niederschlagsmengen ab. Mit Erreichung des unteren Stauziels erreichte der Speicher eine Wasserfläche von rund 1.081 Hektar und mit 37 Mio. Kubikmeter Volumen und befindet sich Einstauregime.
Um dies zu erreichen, waren in der Vergangenheit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig. Die Jahrzehnte währende Tagebautätigkeit hat ein Gebiet hinterlassen, das in seiner Komplexität hohe Anforderungen an die Sanierung durch die LMBV stellte. Mehr als zehn Kilometer gekippte und 14 Kilometer gewachsene Böschungsbereiche umgaben das Restloch Lohsa. Inmitten des Tagebaus lagerte die Innenkippe, die vor 1984 durch die Abraumförderbrücke geschüttet und mit dem Anstieg des Wasserstandes zu einer Insel mitten im ehemaligen Tagebau wurde.
Die Kippen bestanden aus Material der Tagebaue Lohsa, Scheibe und Bärwalde und neigten durch die Sättigung mit dem aufsteigenden Grundwasser zur Verflüssigung, d. h. zu plötzlichen Rutschungen. Aus diesem Grund waren die Kippenflächen, die an die tiefliegenden wassergefüllten Bereiche angrenzten, für die Öffentlichkeit gesperrt. Zwei grundlegend verschiedene Varianten zur Sanierung der Innenkippe wurden in Betracht gezogen. Die erste sah einen vollständigen Abtrag der rund 300 Hektar großen Kippe bis zwei Meter unter den niedrigsten Wasserstand vor. Die zweite setzte auf das Ausbaggern tiefer Schutzgräben, um mit dem Anstieg des Wassers die „Kippeninsel“ abzuschotten.
Die Entscheidung fiel aus ökologischer, aber auch zeitlicher Sicht zugunsten der zweiten Variante, da für erstere der Grundwasserspiegel über Jahre hätte abgesenkt werden müssen, um den Großgeräten die nötige Standsicherheit zu bieten. Die Notwendigkeit der Innenkippensanierung wurde angesichts einer gewaltigen Rutschung im Jahr 2002, die große Teile der Kippenlandschaft nachhaltig veränderte, deutlich. Ungefähr 30 Millionen Kubikmeter Erdmassen kamen dabei auf der Innenkippe, die teilweise schon unter Wasser stand, in Bewegung. Bagger, die zu dieser Zeit dort arbeiteten, wurden hochgehoben, während um sie herum alles wegrutschte. Nach wenigen Minuten war das Schauspiel vorbei. Abgeknickte Bäume und schwarze Spuren der nach oben gedrückten Erdmassen überzogen das Gebiet.
Die Insel, zu der die Innenkippe durch das ansteigende Wasser geworden war, wurde in der Folgezeit zu einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft erklärt. Der Schutzgraben zwischen der Insel und dem „Festland“ ist später aus Sicherheitsgründen noch einmal vertieft worden. Grundbrüche sind im Bereich der Innenkippe nach wie vor nicht ausgeschlossen, was sich im Jahr 2011 erneut zeigte. Der Boden sank bei diesem Ereignis auf einer Fläche von rund 800 mal 400 Metern um mehrere Meter ein.
Auch an den gekippten Randböschungen des Tagebaus Lohsa und an der Außenkippe Bärwalde, die im Osten an das Restloch angrenzt, waren durch die LMBV umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung zu realisieren. Um flache und somit sichere Böschungen zu schaffen, wurden steile, rutschungsgefährdete Abschnitte abgespült. Konnte eine flache Böschungsneigung wegen der örtlichen Gegebenheiten nicht erreicht werden, so wurde das Ufer mit Geotextilien und Steinen befestigt. In grundwasserführenden Kippenbereichen kamen die Spreng- aber auch die Rütteldruckverdichtung zum Einsatz, um sogenannte versteckte Dämme, die ein Abrutschen der Kippenböschungen verhindern, herzustellen. Auf Kippenflächen in der Nähe künftiger Uferzonen wurde die Trittsicherheit mit Vibrationswalzen geschaffen.