Bergbausanierer schafft modernes System um Reststoffe aus ehemaligem Kalibergwerk Volkenroda sicher und für umweltverträglich abzuleiten
Sondershausen/Menteroda. Am 7. September 2021 konnte an der
Steuerungswarte am Stapelbecken Menteroda eine neu errichtete
Laugenleitung der LMBV symbolisch in Betrieb gesetzt werden.
Umweltstaatssekretär Olaf Möller vom Freistaat Thüringen (TMUEN) war
Ehrengast bei dieser symbolischen Inbetriebnahme. Anwesend waren
weiterhin Siegfried Röver als Vertreter des Bundesministeriums der
Finanzen (BMF), Mario Suckert, Präsident des Thüringer Landesamtes für
Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), und Jörg Bodenstein,
stellvertretender Leiter des Referats Bergbau, Strahlenschutz,
Altlastenmanagement im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und
Naturschutz (TMUEN).
Der LMBV-Geschäftsführer Bernd Sablotny bezeichnete das vollendete
Bauprojekt in seiner Rede als „hochwertigen Umweltschutz“. Die
Laugenleitung sei eine wichtige Voraussetzung dafür, die
Hinterlassenschaften aus dem Betrieb des ehemaligen Kalibergwerks
Volkenroda geordnet, sicher und umweltverträglich ableiten zu können, so
der Geschäftsführer weiter. Staatssekretär Olaf Möller lobte in seinem
Grußwort, dass die LMBV „in weiser Voraussicht vor fast 10 Jahren mit
der Planung des Projekts begonnen“ hatte. Für ihn war es nach 30 Jahren,
als er die Grube Volkenroda ein erstes Mal besucht hatte, ein
„bewegender Moment“ wieder am Standort zu sein. Abschließend wünschte er
„Wasser marsch für die Leitung!“.
Der Bau der Laugenleitung war nötig geworden, als sich das Ende der
bisherigen Flutung durch untertägiges Einleiten von anfallenden
Haldenwässern abzeichnete. Rund 45 Millionen Tonnen Rückstände aus dem
ehemaligen Kalibergwerk Volkenroda lagern auf der im Ort Menteroda
gelegenen Halde. Diese Rückstände werden kontinuierlich durch
Niederschläge ausgelaugt. In der Folge treten salzhaltige Sickerwässer
aus der Halde aus, die nicht in die Umgebung oder die umgebenden
Gewässer eingeleitet werden dürfen. Nach mehr als 25 Jahren
Haldenbewirtschaftung, ‑überdeckung und ‑begrünung ist es in Menteroda
gelungen, die jährlich anfallenden Wässer auf ca. 100.000 Kubikmeter pro
Jahr zu reduzieren.
Bisher wurden die Haldensickerwässer in die Grube Volkenroda
eingeleitet. Eine Verbindung zum Grubenfeld ist nur noch über zwei
Tiefbohrungen mit einer Teufe von bis zu 1.055 Meter möglich, da die zum
Kalibergwerk gehörigen Schächte mittlerweile fachgerecht verwahrt
wurden. Bei einem definierten, gutachterlich festgelegten Niveau wird
die Einleitung von Haldensickerwässern und somit die Flutung des
ehemaligen Bergwerks eingestellt. Dieses Ende der Flutungsphase wird im
Laufe des Jahres 2022 erwartet. Die Grundlage dieser Abschätzung sind
unter anderem permanente Lösungsspiegelüberwachung über Drucksonden,
regelmäßige Lotungen, langjährige Messungen des Senkungsgeschehens und
die Registrierung und Wertung der seismischen Aktivität im Bereich des
Grubenfeldes.
Mit Beendigung der Flutung erfolgt nun die umweltgerechte Entsorgung
der langfristig weiterhin anfallenden Haldensickerwässer über das
zentrale Laugenstapelbecken Wipperdorf. Das dortige Becken hat ein
Volumen von rund 620.000 Kubikmetern und fasst auch die Sickerwässer
anderer Halden aus dem Kalirevier Südharz. Bescheidkonform werden die
Haldenabwässer dort unter Einhaltung der Überwachungswerte anschließend
in den Vorfluter Wipper abgeleitet.
Ende November 2018 hatte die LMBV die bergrechtliche Zulassung für
den Bau der 13,5 Kilometer langen Haldenabwasserleitung von Menteroda zu
jenem zentralen Laugenstapelbecken Wipperdorf erhalten. Damit fand eine
im Jahr 2014 begonnene Planungs- und Genehmigungsphase ihren Abschluss.
Seit 2019 liefen nun die Baumaßnahmen und wurden im Sommer 2021 und
damit rechtzeitig vor dem Ende der Flutung abgeschlossen.
Die Leitung wurde unter Beachtung denkmalpflegerischer, ökologischer
und bodenkundlicher Belange sowie vielen Beauflagungen Dritter verlegt.
Dabei erfolgte der Bau auf rund 12 Kilometern in offener Bauweise sowie
mittels neun Bohrungen beispielsweise unter der DB-Strecke Halle–Kassel
oder einem etwa 100 Meter hohen Geländesprung, der so genannten
Dün-Kante.
Die Leitung ist nach dem neuesten Stand der Technik errichtet und
mittels eines sehr hochwertigen Kunststoff-Medienrohres auf der
Gesamtlänge permanent leckageüberwacht. Selbst kleinste Beschädigungen
der dünnen Aluminium-Ummantelung werden somit unmittelbar vom System
erfasst, lokalisiert und die notwendigen Havariemaßnahmen zur
Verhinderung des Austritts von Lauge automatisch eingeleitet. Damit
wurde ein modernes System errichtet, um die zwangsläufig anfallenden
Reststoffe der ehemaligen Kaliindustrie sicher und umweltverträglich
handhaben zu können.