Landwirtschaftliche Rekultivierung
Der Landwirtschaft wird mit der Flächeninanspruchnahme durch den Bergbau in beträchtlichem Maße die Produktionsgrundlage entzogen. Eine Wiederherstellung entsprechender Flächen ist daher Teil des Bergbauprozesses.
Fruchtbare Synergie von Mensch und Natur
Die Nutzung als konkurrenzfähiger, landwirtschaftlicher Produktionsstandort stellt besonders hohe Ansprüche an das Bodensubstrat und den gesamten Rekultivierungsprozess. Nur die wertvollsten Bodensubstrate können verwendet werden. Geschiebemergel, Kipp- und Lehmsande sowie Schluffe und Lehme als Abschlussschichten eignen sich besonders. Um mittelfristig eine tiefgründige Bodenfruchtbarkeit zu gewährleisten, beträgt die Überdeckung mindestens einen Meter. Da die Bodensubstrate im Regelfall gute pH-Werte aufweisen, ist eine Bodenmelioration mit Kalk nur selten erforderlich. Dagegen ist die Neigung zu schadhaften Bodenverdichtungen stark erhöht. Zum Erfolg der landwirtschaftlichen Rekultivierung tragen entscheidend ein Bodenauftrag durch das Tagebaugroßgerät (Absetzer) aus geringer Fallhöhe, möglichst wenig Überfahrten zur Planierung und Flächenvorbereitung und eine mehrjährige bodenschonende Bearbeitung in der Rekultivierungsphase bei. Dabei werden eine Lagerungsdichte zwischen 1,5 bis 1,6 Gramm je Kubikzentimeter und ein Grobporenvolumen von mindestens 8 Prozent angestrebt. Lage, Größe, Flächenform und Relief sind weitere maßgebliche Aspekte für die landwirtschaftliche Nutzung der Kippenstandorte. Eine leicht wellige Oberfläche mit einer Neigung von mindestens 0,5 bis maximal 7 Prozent sichert den Abfluss von Oberflächenwasser ohne die Gefahr von Erosionen in die Vorflut und erfüllt die Anforderungen an die maschinelle Bearbeitung der Kippenflächen. Zwischen den 20 bis 30 Hektar großen Feldfluren werden Gehölzstreifen zur Verringerung von Winderosion, Verdunstung sowie zur Entwicklung der Ertragsfähigkeit und einem Biotopverbund mit den umliegenden Tagebauflächen integriert.
Die Anreicherung von Humus, der Aufbau von Struktur im Boden, das Entwickeln von Bodenleben und der notwendigen Nährstoffkreisläufe ist ein viele Jahre dauernder Prozess. Der abwechselnde Anbau bestimmter Gräser (Weidelgras, Wintergetreide) und Leguminosen wie der Luzerne und Lupine haben sich auf den jungen Böden gut bewährt. Eine solche Rekultivierungsfruchtfolge dauert je nach Standort zwischen sieben bis fünfzehn Jahren. Der anschließende Anbau von Feldfrüchten, Ölfrüchten und Mais erlaubt Erträge und entwickelt die Böden weiter. Gut rekultivierte Landwirtschaftsflächen sind denen der umgebenen Landschaft mindestens gleichwertig. Ihr volles Ertragspotenzial erreichen sie aber erst nach zwei bis drei Jahrzehnten. Da die Lausitz bereits von Natur aus die schlechteren Böden gegenüber dem mitteldeutschen Braunkohlenrevier aufweist, besteht ein Defizit von ca. 8.000 Hektar zwischen der Wiedernutzbarmachung und der Landinanspruchnahme von Landwirtschaftsflächen.
In Mitteldeutschland ist das Verhältnis in etwa ausgeglichen. Neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Produktion von Rohstoffen zur energetischen Verwertung, als Flächen für Windkraftanlagen und Solarmodule, haben den Bedarf an wirtschaftlich nutzbaren Offenlandflächen wieder ansteigen lassen.
Während für den Anbau von Rohstoffen prinzipiell das oben Gesagte gilt, werden in den anderen Fällen die Flächen lediglich als Aufstandsflächen und nicht mit ihrem Produktionspotenzial benötigt. Daher können auch ärmere landwirtschaftliche Standorte für diese Nutzungen verwendet werden.