Lausitzrunde verabschiedet Positionspapier Wasserproblem in der Lausitz
Forst. Auf Einladung der sogenannten Großen „Lausitzrunde“ gab LMBV-Sanierungsbereichsleiter Gerd Richter am 8. Juni 2023 Einblicke in die derzeitigen Aufgaben der Bergbausanierer und beantwortete eine Vielzahl von Fragen der Teilnehmer zu einzelnen Vorhaben der LMBV.
Die Große Lausitzrunde ist ein kommunales Bündnis aus Vertretern von 56 Lausitzer Städten und Gemeinden Brandenburgs und Sachsens unter Leitung der Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier und des Weißwasseraner Oberbürgermeisters Torsten Pötzsch. Ein weiteres der in der Runde behandeltes Thema war, dass mit dem bevorstehenden Ende der Braunkohlenförderung in der Lausitz der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht kommen werde. Die Kommunen fordern daher einmal mehr Lösungen von Bund und Land. Auch Wasserimporte geraten daher ins Blickfeld.
Um das Wasserproblem in der Lausitz in den kommenden Jahrzehnten in den Griff zu bekommen, fordern die Kommunen der Region den Ausbau und die Ertüchtigung der bisherigen Speicherräume. Damit sollen Vorräte aus den feuchten Monaten vorgehalten werden können. Die vorhandenen Speicherkapazitäten für Wasser müssten auf ein Gesamtvorratsvolumen im Spreegebiet von mindestens 180 Millionen Kubikmeter weiter ausgebaut werden, heißt es in dem am Donnerstag in Forst verabschiedeten Positionspapier der Lausitzrunde. Auch die Speicher Lohsa II und der Speicher Bärwalde wurden neben dem entstehenden Cottbusser Ostsee als Speicherräume aufgeführt.
Die Lausitzrunde nimmt mit ihren Forderungen Bezug auf eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA), die am 12. Juni 2023 veröffentlicht werden soll. Die Studie komme zu dem Schluss, dass der Wasserhaushalt im Spree-Flussgebiet nach dem erwarteten Aus der Kohleförderung einen strukturellen Wasserdefizit-Ausgleich brauche.
Den Untersuchungen zufolge werde es nach dem Ende des Braunkohlebergbaus deutlich weniger Wasser in der Region geben als heute. So sei im sächsischen Teil der Spree mit einem Defizit von jährlich rund 95 Millionen Kubikmetern zu rechnen, im brandenburgischen Teil der Spree mit einem Defizit von bis zu 126 Millionen Kubikmeter p.a. Durch eine weitergehende Nutzung von geeigneten Bergbaufolgeseen als Wasserspeicher könnte dieses Defizit ausgeglichen werden. Die Studie empfehle zudem, die Deckung der Wasserdefizite durch Wasserüberleitungen aus benachbarten Flussgebieten wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder abzusichern. Daher dringen die Bürgermeister und Wasserexperten bei Letzterem auf eine zügige Diskussion und Entscheidung von Bund und Ländern über Varianten des „Wasserimports“ in die Region.
„Es gehe um Tempo bei diesen großen wasserwirtschaftlich notwendigen Grundsatzentscheidungen“, sagte Wasserexperte Ingolf Arnold vom Verein Wasser Cluster Lausitz. Er wies darauf hin, dass bereits vor 30 Jahren festgehalten wurde, dass das Spreesystem kollabiere, wenn nichts getan werde. Die Kommunen forderten darüber hinaus eine schnelle Einigung über die Finanzierung und die künftige Lastenverteilung. Selbst wenn Behörden und Unternehmen wie die LMBV und die LEAG ihre Hausaufgaben gemacht haben, werde das Spreesystem ohne Ergänzung trotzdem nicht funktionieren, warnte Wasserfachmann Arnold. Die Zivilgesellschaft habe sich über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren an die höheren Wassermengen in der Spree gewöhnt — bis hin zur Trinkwasserversorgung in Berlin. Getoppt werde alles vom Klimawandel. „Deshalb müssen die drei Bundesländer Berlin, Brandenburg und Sachsen aber auch der Bund bei Beratungen in einem Boot sitzen“. Denn die Wasserversorgung der Metropolregion Berlin-Brandenburg hänge maßgeblich von der Wasserführung der Spree ab. Mit dem Braunkohlebergbau in der Lausitz wurde durch die Grundwasserhebung der Wasserhaushalt der Spree über Jahrzehnte gestützt. Mit dem Ende der Kohle werde sich dies verändern.