Wegbegleiter aus Politik und Gesellschaft würdigen den markanten touristischen Hotspot im Leipziger Südraum
Großpösna. Über 10 Jahre ist es her, dass die Konstruktion der VINETA, die im Rahmen einer § 4‑Maßnahme errichtet worden ist, offiziell auf dem Störmthaler See eröffnet werden konnte. Dr. Gabriela Lantzsch, Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna, erinnerte in ihrer Jubiläumsrede in Schlagworten an die Vorgeschichte: 1999 gab es die Vision “Kunst statt Kohle”, darauf zwei Jahre lang Abstimmungen zu einem begehbaren Raum, dann das Bangen, ob es ein Haus werden könne und schließlich den Wechsel zu einem anderen Planer, bis 2002 die Grundsteinlegung auf dem noch trockenen Seeboden erfolgte. Die Holzkonstruktion wurde an Land zusammengesetzt, 2009 war das Richtfest für das Gebäude und 2010 das Einschwimmen auf die Verankerungsstelle.
Seit dem 3. Juni 2011 steht die VINETA Besuchern offen. Dr. Lantzsch dankte dem Freistaat Sachsen für die Finanzierung des “exklusiven Projekts” als § 4‑Maßnahme und dem zuständigen LMBV-Projektmanager Mike Reichel für die “Top-Zusammenarbeit” bei der Umsetzung. Mit Blick auf die anwesenden Politiker warb die Bürgermeisterin abschließend für künftige Projekte am Störmthaler See wie den Inklusionscampingplatz oder das geplante Forschungszentrum auf der Magdeborner Halbinsel: “Wir haben gezeigt, dass wir es können und wir werden sie nicht enttäuschen”.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, sowie Henry Graichen, Landrat des Landkreises Leipzig, waren der Einladung des Betreibers Krystallpalast Varieté Leipzig zum Empfang im 7 x 14 großen Turmzimmer aufs Wasser gefolgt. Der Ministerpräsident gratulierte Frau Dr. Lantzsch zum “Gemeinsinn” und griff das Forschungszentrum als ein weiteres Beispiel für die Erhöhung der Attraktivität der Region auf. Er sprach davon, wie Mut machend es sei, auf dem 300 Quadratmeter großen, im See verankertern Ponton zu sein. Welch Bekenntnis für die Kultur mit dem Kunstprojekt geschaffen worden sei. Gleichzeitig erinnerte er an die 3.200 umgesiedelten Einwohner des devastierten Ortes Magdeborn.
Auch der Landrat Graichen blickte zurück, denn “die Geschichte hätte auch ganz anders laufen können”: Der Tagebau Espenhain hatte ursprünglich einen Planungshorizont von 100 Jahren. Hätte es die politische Wende und den Abbaustopp nicht gegeben, wäre bis zum Jahr 2035 weiter Braunkohle gefördert worden und weitere Orte von der Landkarte verschwunden. Vor allem dankte er der anwesenden bildenden Künstlerin Ute Hartwig-Schulz als “Verursacherin” des Konzepts für das schwimmende Kunstwerk.
Seine Turmhaube soll an die 1978 gesprengte Magdeborner Kirche errinnern. Damals hätte es ein große Spendenbereitschaft gegeben: Die Gemeinde, das Landratsamt, der Regionale Planungsverband, der Freistaat und andere hatten die Idee aus der Bürgerschaft unterstützt. So sei die Akzeptanz für die VINETA von unten gewachsen und hätte schließlich eine Identifikation in der Region hergestellt. Abschließend wünschte er sich für den geplanten Harthkanal neuen Schwung, um den Leipziger Gewässerverbund in die Realität umzusetzen.
Unter den 38 geladenen Gästen war auch die Standesbeamtin, die die erste von bislang 414 Trauungen des Standesamtes Großpösna auf der VINETA vollzogen hat. Daneben finden dort auch Konzerte, Lesungen, Tagungen oder private Feiern statt. Die VINETA gilt mit einer Höhe von 15 Metern derzeit als höchstes schwimmendes Bauwerk auf einem deutschen See.